Sonntag, 17. April 2016
Complementary and Alternative Medicine: Ayurvedic Medicine
Vortrag an der UCSF
Freitag, 8. April 2016
Öl ist der Schlüssel: MS und Ayurveda
Shirovasti, das Ölbad über einen oben offenen Lederhut, spielt bei der ayurvedischen Medizin eine große Rolle |
Multiple Sklerose gilt als unheilbar.
Doch ein indischer Ayurveda-Mediziner behauptet, er habe eine Therapie dagegen
gefunden – maßgeschneidert auf jeden Patienten.
Stuttgart/Kerala - Alles beginnt mit
einem leichten Kribbeln im rechten Fuß. Ist das Bein eingeschlafen? Ein
Bandscheibenvorfall? Nein, die Missempfindungen werden immer stärker, auch die
rechte Hand ist später betroffen. Der Neurologe hat einen ersten Verdacht: MS –
multiple Sklerose. „Schock, Wut stellten sich ein“, erinnert sich die
Stuttgarterin Lucie Neun (41/Name geändert), „vor nix hatte ich mehr Angst und
Respekt. Sterben ist das eine, aber nicht mehr selbstbestimmt leben, langsam
verkrüppeln? Niemals!“
Ihr Horrorszenario ist seitdem nicht
eingetreten. Im Gegenteil. Aber die Geister von damals spuken noch heute in
ihrem Kopf. Die ersten Symptome haben sie im Oktober 2009 schier um den
Verstand gebracht. Missempfindungen, Herzprobleme, Sprachprobleme (Aphasie).
„Zwölf oligoklonale Banden“, murmeln
die Ärzte im Bürgerhospital nach der Diagnostik des Nervenwassers. „Ich
wusste: Die Bedeutung dieses Fachchinesisch wird mein Leben verändern“, sagt
Neun, nach Tomografien und Punktion steht fest: „Ja, es ist MS.“ Also eine
chronisch-entzündliche Erkrankung, bei der die Markscheiden der Nervenfasern
angegriffen sind. Spätestens jetzt läuft die schulmedizinische Maschinerie an.
Fünf Tage in die Klinik zur Kortisontherapie. Der Erfolg ist mäßig. Die Ärzte
empfehlen ihr eine Immunsuppression, die vermeintlich einzige Waffe gegen MS.
„Warum das ganze Immunsystem
herunterfahren?“, fragt sich Lucie Neun und sucht nach Auswegen, nach anderen
Methoden. „Und eines Tages komme ich auf die Homepage von Dr. Prasanth
Raghavan. Da steht tatsächlich, MS und starke Verbesserung! Ich werd’
bekloppt!“, sagte sie sich.
STN-R - Artikel (Body Text Rest)
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Kann ayurvedische Medizin tatsächlich
bei MS helfen? Die Krankheit und ihren Verlauf bremsen? „Ja“, sagt Prasanth
Raghavan, „ich konnte nicht nur Frau Neun helfen, sondern schon vielen Menschen
mit dieser Krankheit.“ Der indische Ayurveda-Arzt ist in der dritten Generation
Mediziner. „Die besonderen Fälle haben mich schon immer fasziniert“, sagt der
45-Jährige, „1997 begann ich auf dem Feld der multiplen Sklerose zu forschen.
Es war für mich eine Herausforderung, weil es so eine Dysbalance im Menschen
darstellt.“
Vor 18 Jahren arbeitete er bereits in
Deutschland. Dort hatte er mehrere MS-Patienten. „In Indien ist diese Krankheit
eher selten“, sagt er, „es ist eine Krankheit, die überwiegend in der
westlichen Zivilisation vorkommt.“ Vielleicht sei der Lebensstil ein
auslösender Faktor. Aber auch das Sonnenlicht und der davon abhängende
Vitamin-D-Spiegel, Umweltgifte oder erbliche Faktoren könnten eine Ursache
sein.
In der traditionellen Heilkunst liegt
mehr Kraft als vermutet
Es ist kein Geheimnis. Klinische
Forschungen belegen längst: In dieser alten und traditionellen Heilkunst liegt
mehr Kraft als bisher angenommen. Vor allem bei chronischen Erkrankungen
entfaltet die uralte Heilmethode ihre Wirksamkeit. Zum Beispiel bei
Erkrankungen der Atemwege und des Magen-Darm-Trakts, bei Schuppenflechte,
Rheuma und Arthrose.
Prasanth Raghavan hat sich dagegen
auf neurologische Krankheiten spezialisiert. Und davon profitierte 2009 Lucie
Neun. Auch bei ihr fühlt der Inder zunächst den Puls, erforscht das Wesen
dieses Takts am Handgelenk. „Frau Neun hatte einen Puls, der einem stark
hüpfenden Frosch glich“, erzählt er. Inklusive der weiteren Diagnose von Haut,
Augen, Statur, Haltung, der Zunge und einem Fragebogen steht fest: Lucie Neun
ist ein ausufernder Vata-Typ.
Ayurveda ist die Eingliederung eines
Menschen in ein jahrtausendealtes System: Pitta, Vata, Kapha. Die drei Doshas,
wie die Inder sagen. Jeder Mensch hat eine natürlich angeborene Verteilung
dieser drei Doshas, die ihn charakterisieren. Verschiebt sich diese Anordnung,
wird der Körper krank. Bei Lucie Neun war das Vata übermächtig. „Sie musste
ruhig werden“, erinnert sich Raghavan. Es sei die Voraussetzung zur Therapie.
Denn bei MS ist die Sache vielschichtig: MS betrifft drei Teile: das
Immunsystem, den Magen-Darm-Trakt und den Hormonhaushalt. Das macht die
Komplexität aus.
Ayurvedische Medizin stärkt das
Immunsystem
Westliche Mediziner fahren bei MS das
Immunsystem herunter, aber ayurvedische Medizin stärkt es. „Das bedeutet jedoch
nicht, es so zu pushen, dass es überbordend arbeitet. Es bedeutet nur, das
Gleichgewicht wieder herzustellen. Das Immunsystem wird harmonisiert“, erklärt
Raghavan. Doch dies gehe nicht von heute auf morgen. Im Fall von MS setzt er
etwa 60 Tage für die erste Therapie im MS-Anfangsstadium an.
Öl ist der Schlüssel der Therapie.
Maßgeschneidert auf den jeweiligen Patienten. Die Fettsäuren des Sesamöls
transportieren die hochkonzentrierten Kräuterwirkstoffe durch die Haut in den
Körper. „Das Öl für die Behandlung ist daher sehr dick und grün.“
Shirovasti, das Ölbad über einen oben
offenen Lederhut, spielt dabei die Hauptrolle. Aber auch Massagen mit diesem
Öl, ein Ernährungsplan mit Zugabe der 200 heilenden Kräuter und die Umstellung
der Lebensweise. Ja, auch Physiotherapie und MS-spezielles Yoga stehen auf dem
Plan.
Die Behandlungsdauer beträgt pro Tag
fünf Stunden
„Aber die Auswahl der richtigen
Kräuter ist der Schlüssel, um etwas gegen MS ausrichten zu wollen“, sagt Dr.
Raghavan. Jede Kräutermischung wird individuell angemischt, die Kräuter wachsen
im Garten des Familienanwesens und medizinischen Centers bei Kochi.
Die Behandlungsdauer pro Tag beträgt
etwa fünf Stunden. Pro Tag berechnet Raghavan 85 bis 100 Euro – für Therapien,
Kost und Logis. Der Arzt
empfiehlt drei Jahre hintereinander, die 60-Tage-Therapie zu wiederholen, um
eine feste Basis zu schaffen.
Prasanth Raghavan behauptet, so könne
er die Krankheit im Anfangsstadium (bis EDSS 3) zurückdrängen. Die Symptome der
Krankheit im fortgeschrittenen Stadium könne er bis zur Klassifizierungsnorm
EDSS 6 lindern. Allen anderen Schweregraden verspricht er zumindest
Erleichterung.
Lucie Neun war gleich zu Beginn ihrer
Krankheit im Ayush-Prana-Center im indischen Distrikt Kochi in Kerala. Seither
ist sie Raghavan sehr dankbar. „Man kann das Glück nicht beschreiben, das ich
hatte, als mein Körper wieder funktionierte“, sagt sie, „meine Kontroll-MRTs
von Kopf und Wirbelsäule im Folgejahr waren sauber.“ Medikamente braucht sie
keine mehr. Kein Mensch in ihrem privaten und beruflichen Umfeld ahnt, dass bei
dieser Frau im Jahr 2009 MS diagnostiziert wurde.)
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