Freitag, 8. April 2016

Öl ist der Schlüssel: MS und Ayurveda

Shirovasti, das Ölbad über einen oben offenen Lederhut, spielt bei der ayurvedischen Medizin eine große Rolle


Multiple Sklerose gilt als unheilbar. Doch ein indischer Ayurveda-Mediziner behauptet, er habe eine Therapie dagegen gefunden – maßgeschneidert auf jeden Patienten.

Stuttgart/Kerala - Alles beginnt mit einem leichten Kribbeln im rechten Fuß. Ist das Bein eingeschlafen? Ein Bandscheibenvorfall? Nein, die Missempfindungen werden immer stärker, auch die rechte Hand ist später betroffen. Der Neurologe hat einen ersten Verdacht: MS – multiple Sklerose. „Schock, Wut stellten sich ein“, erinnert sich die Stuttgarterin Lucie Neun (41/Name geändert), „vor nix hatte ich mehr Angst und Respekt. Sterben ist das eine, aber nicht mehr selbstbestimmt leben, langsam verkrüppeln? Niemals!“

Ihr Horrorszenario ist seitdem nicht eingetreten. Im Gegenteil. Aber die Geister von damals spuken noch heute in ihrem Kopf. Die ersten Symptome haben sie im Oktober 2009 schier um den Verstand gebracht. Missempfindungen, Herzprobleme, Sprachprobleme (Aphasie).

„Zwölf oligoklonale Banden“, murmeln die Ärzte im Bürgerhospital nach der Dia­gnostik des Nervenwassers. „Ich wusste: Die Bedeutung dieses Fachchinesisch wird mein Leben verändern“, sagt Neun, nach Tomografien und Punktion steht fest: „Ja, es ist MS.“ Also eine chronisch-entzündliche Erkrankung, bei der die Markscheiden der Nervenfasern angegriffen sind. Spätestens jetzt läuft die schulmedizinische Maschinerie an. Fünf Tage in die Klinik zur Kortisontherapie. Der Erfolg ist mäßig. Die Ärzte empfehlen ihr eine Immunsuppression, die vermeintlich einzige Waffe gegen MS.

„Warum das ganze Immunsystem herunterfahren?“, fragt sich Lucie Neun und sucht nach Auswegen, nach anderen Methoden. „Und eines Tages komme ich auf die Homepage von Dr. Prasanth Raghavan. Da steht tatsächlich, MS und starke Verbesserung! Ich werd’ bekloppt!“, sagte sie sich.
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Kann ayurvedische Medizin tatsächlich bei MS helfen? Die Krankheit und ihren Verlauf bremsen? „Ja“, sagt Prasanth Raghavan, „ich konnte nicht nur Frau Neun helfen, sondern schon vielen Menschen mit dieser Krankheit.“ Der indische Ayurveda-Arzt ist in der dritten Generation Mediziner. „Die besonderen Fälle haben mich schon immer fasziniert“, sagt der 45-Jährige, „1997 begann ich auf dem Feld der multiplen Sklerose zu forschen. Es war für mich eine Herausforderung, weil es so eine Dysbalance im Menschen darstellt.“
Vor 18 Jahren arbeitete er bereits in Deutschland. Dort hatte er mehrere MS-Patienten. „In Indien ist diese Krankheit eher selten“, sagt er, „es ist eine Krankheit, die überwiegend in der westlichen Zivilisation vorkommt.“ Vielleicht sei der Lebensstil ein auslösender Faktor. Aber auch das Sonnenlicht und der davon abhängende Vitamin-D-Spiegel, Umweltgifte oder erbliche Faktoren könnten eine Ursache sein.
In der traditionellen Heilkunst liegt mehr Kraft als vermutet
Es ist kein Geheimnis. Klinische Forschungen belegen längst: In dieser alten und traditionellen Heilkunst liegt mehr Kraft als bisher angenommen. Vor allem bei chronischen Erkrankungen entfaltet die uralte Heilmethode ihre Wirksamkeit. Zum Beispiel bei Erkrankungen der Atemwege und des Magen-Darm-Trakts, bei Schuppenflechte, Rheuma und Arthrose.
Prasanth Raghavan hat sich dagegen auf neurologische Krankheiten spezialisiert. Und davon profitierte 2009 Lucie Neun. Auch bei ihr fühlt der Inder zunächst den Puls, erforscht das Wesen dieses Takts am Handgelenk. „Frau Neun hatte einen Puls, der einem stark hüpfenden Frosch glich“, erzählt er. Inklusive der weiteren Diagnose von Haut, Augen, Statur, Haltung, der Zunge und einem Fragebogen steht fest: Lucie Neun ist ein ausufernder Vata-Typ.
Ayurveda ist die Eingliederung eines Menschen in ein jahrtausendealtes System: Pitta, Vata, Kapha. Die drei Doshas, wie die Inder sagen. Jeder Mensch hat eine natürlich angeborene Verteilung dieser drei Doshas, die ihn charakterisieren. Verschiebt sich diese Anordnung, wird der Körper krank. Bei Lucie Neun war das Vata übermächtig. „Sie musste ruhig werden“, erinnert sich Raghavan. Es sei die Voraussetzung zur Therapie. Denn bei MS ist die Sache vielschichtig: MS betrifft drei Teile: das Immunsystem, den Magen-Darm-Trakt und den Hormonhaushalt. Das macht die Komplexität aus.
Ayurvedische Medizin stärkt das Immunsystem
Westliche Mediziner fahren bei MS das Immunsystem herunter, aber ayurvedische Medizin stärkt es. „Das bedeutet jedoch nicht, es so zu pushen, dass es überbordend arbeitet. Es bedeutet nur, das Gleichgewicht wieder herzustellen. Das Immunsystem wird harmonisiert“, erklärt Raghavan. Doch dies gehe nicht von heute auf morgen. Im Fall von MS setzt er etwa 60 Tage für die erste Therapie im MS-Anfangsstadium an.
Öl ist der Schlüssel der Therapie. Maßgeschneidert auf den jeweiligen Patienten. Die Fettsäuren des Sesamöls transportieren die hochkonzentrierten Kräuterwirkstoffe durch die Haut in den Körper. „Das Öl für die Behandlung ist daher sehr dick und grün.“
Shirovasti, das Ölbad über einen oben offenen Lederhut, spielt dabei die Hauptrolle. Aber auch Massagen mit diesem Öl, ein Ernährungsplan mit Zugabe der 200 heilenden Kräuter und die Umstellung der Lebensweise. Ja, auch Physiotherapie und MS-spezielles Yoga stehen auf dem Plan.
Die Behandlungsdauer beträgt pro Tag fünf Stunden
„Aber die Auswahl der richtigen Kräuter ist der Schlüssel, um etwas gegen MS ausrichten zu wollen“, sagt Dr. Raghavan. Jede Kräutermischung wird individuell angemischt, die Kräuter wachsen im Garten des Familienanwesens und medizinischen Centers bei Kochi.
Die Behandlungsdauer pro Tag beträgt etwa fünf Stunden. Pro Tag berechnet Raghavan 85 bis 100 Euro – für Therapien, Kost und Logis. Der Arzt empfiehlt drei Jahre hintereinander, die 60-Tage-Therapie zu wiederholen, um eine feste Basis zu schaffen.
Prasanth Raghavan behauptet, so könne er die Krankheit im Anfangsstadium (bis EDSS 3) zurückdrängen. Die Symptome der Krankheit im fortgeschrittenen Stadium könne er bis zur Klassifizierungsnorm EDSS 6 lindern. Allen anderen Schweregraden verspricht er zumindest Erleichterung.

Lucie Neun war gleich zu Beginn ihrer Krankheit im Ayush-Prana-Center im indischen Distrikt Kochi in Kerala. Seither ist sie Raghavan sehr dankbar. „Man kann das Glück nicht beschreiben, das ich hatte, als mein Körper wieder funktionierte“, sagt sie, „meine Kontroll-MRTs von Kopf und Wirbelsäule im Folgejahr waren sauber.“ Medikamente braucht sie keine mehr. Kein Mensch in ihrem privaten und beruflichen Umfeld ahnt, dass bei dieser Frau im Jahr 2009 MS diagnostiziert wurde.)


Ayurveda Artikel aus den Stuttgarter Nachrichten

mit-ayurveda-allein-kann-man-nicht-alles-heilen. Stuttgarter Nachrichten

Sonntag, 1. November 2015

sechs Shat Rasa


Geschmack, genannt Rasa in Sanskrit, ist der Schlüssel zum Verständnis der ayurvedischen Ernährung. Er bestimmt wie Lebensmittel die Verdauung  in einer positiven Weise beeinflussen können. 

Man unterscheidet: süß, sauer, salzig, bitter, scharf und herb. 

1. süß/ madhura:         ölig, kühl, schwer---> Gewebeaufbauend, V/P <--
2. sauer/ amla:             ölig, heiß, leicht-----> verringert shukra, V <--
3. salzig/ lavana:          ölig, heiß, schwer, V <--
4. scharf/ kaut:             trocken, heiß, leicht, K <--
5. bitter/ Dikta:             trocken, kühl, leicht, K/P <--
6. zusammenziehend: trocken, kühl, schwer, P <--

Und jeder Geschmack wird - wie die Doshas - aus 2 Elementen gebildet. Und jedes Element besitzt wiederum bestimmte Gunas, H20 z.B. schwer, kalt, feucht, flüssig, langsam. 
Wenn Du die Elemente der betreffenden Geschmäcker studierst, wird du schnell begreifen, welchen Einfluss die Geschmäcker auf deine Gesundheit haben.


Süß:     Wasser & Erde

Sauer:   Wasser & Feuer

Salzig:  Erde & Feuer

Scharf:  Feuer & Luft

Bitter:   Luft & Äther

Herb:    Luft & Erde


Darüber erklären sich auch die Wirkungen. 
- Süß mit den Kapha Elementen Wasser/ Erde ist eindeutig Kapha aufbauend, und demzufolge V/P reduzierend. 
- Sauer & Salzig sind  durch d. Elemente Wasser/Feuer/ Erde P/K erhöhend. 
- Nach der gleichen Logik erhöht Scharf P/ V und senkt Kapha.
- Bitter dagegen ist die ultimative Vata Bombe, haben wir hier doch gleich 2 Vata Elemente, die dementsprechend Vata pushen und P/K reduzieren.
- Herb/ Zusammenziehend reduziert durch seine V/K Eigenschaften Pitta.

Bemerkung:
Das Luft-Element ist gleich drei mal vertreten, womit die dominierende Vata Wirkung (king of doshas) einmal unter diesem Aspekt zu untersuchen wäre. 

Da ich an einer V/K Störung leide, dieses aber primär durch Vata dominiert wird, muss ich den bitteren Geschmack mit den Vata-Elementen Luft 6 Äther absolut meiden, herb und scharf sind auch nicht die erste Wahl (durch den Luft-Anteil).
Aus den allgemeinen Diätempfehlungen (siehe Gupta SN, Stapelfeldt, S. 123 Mitte) ergibt sich das "Warm" das Mittel der Wahl bei V/K Störungen ist, da sowohl Kapha als auch Vata durch Kälte definiert werden.
Hervorragend geeingnet für Vata-Störungen sind Süß/Sauer/Salzig, da sie weder aus den Elementen Äther oder Luft gebildet werden.


Hier http://www.chopra.com/the-six-tastes ein Link von Deepak Chopra dazu und  hier "Five Ayurvedic Tips for Vegans" mit einer Zusammenfassung aus dem Buch "The Ayurvedic Vegan Kitchen"

Freitag, 2. Oktober 2015

Lesetipp Ayurveda GEO Magazin



Ayurveda ist keine esoterische Medizin, so viel ist mittlerweile auch den meisten westlichen Ärzten bekannt. Doch was bedeutet Ayurveda genau und welche Chancen bietet diese jahrtausendealte Gesundheitslehre für unser Medizinsystem?

Diese Fragen stellt das GEO Magazin im Titelthema seiner aktuellen Ausgabe und begibt sich damit auf eine Reise von den Wurzeln des Ayurveda im südasiatischen Raum, bis hin zu modernen Forschungsaktivitäten am Immanuel Krankenhaus Berlin.
Eine globale Entwicklung
Ayurveda, in der altindischen Sanskritsprache das „Wissen vom Leben“, rückt derzeit immer stärker in den Fokus von klinischer Forschung und Lehre. Integrative Medizin und eine ganzheitliche Betrachtung von Körper, Geist und Seele sind die Leitthemen dieses besonderen Interesses, das, wie im Artikel deutlich wird, vor dem Hintergrund einer globalen Entwicklung steht: die Öffnung der westlichen Medizin nach außen, hin zu fremden Heilkundetraditionen, die auf einer divergenten Vorstellung des menschlichen Organismus beruhen.

Im Zentrum dieses bemerkenswerten Prozesses stehen einzelne Institute, wie die Abteilung für Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin, wo unter der Leitung von Chefarzt Prof. Dr. med. Andreas Michalsen deutschlandweit die erste Ayurveda-Ambulanz in einem universitären Lehrkrankenhaus aufgebaut wurde.
Psychosomatik im besten Sinne
Die GEO-Autoren sprachen mit dem dortigen Funktionsoberarzt für Forschung, Dr. med. Christian Kessler. Der studierte Indologe hat neben seiner schulmedizinischen Ausbildung eine Ayurveda-Ausbildung in Sri Lanka, Nepal und Indien absolviert. Im Artikel erläutert er das komplexe Gedankengebäude des Ayurveda, das auf Erkenntnistheorie beruhe und jeden Patienten nach seiner individuellen Einheit von Charakter, Konstitution und Disposition beurteile.

Der Ursprung aller Leiden liege im Magen-Darm-Trakt, so lautet eine der Grundformeln des Ayurveda, die im Artikel genauer beleuchtet wird. Zu den wichtigsten Bausteinen einer jeden Ayurveda-Therapie zähle daher die Ernährung. Bei diesem Thema berufen sich die Autoren auf den Ernährungsexperten Elmar Stapelfeldt, er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Ayurveda am Immanuel Krankenhaus Berlin. Die grundlegenden Prinzipien in der ayurvedischen Ernährungslehre würden als allgemeine Verhaltensregeln nicht nur kranken sondern auch gesunden Menschen empfohlen. Dazu zählt unter anderem die mittlerweile auch in vielen westlichen Diätbüchern propagierte Drei-Mahlzeiten-Maxime.

Der Artikel macht insgesamt deutlich, dass die Stärken des Ayurveda in der Behandlung chronischer Erkrankungen liegen. Eine wichtige Aufgabe, so Prof. Michalsen, sei nun die Aufklärung und die Vermittlung zwischen westlicher und Traditioneller Indischer Medizin.